Mit den Vorschriften zur Zertifizierung will man den Verbraucher schützen. Ob der nunmehr angedachte „zertifizierte Mediator“, der mit dem Mediationsgesetz als Maßstab angesetzt wird wirklich eine Maßnahme des Verbraucherschutzes darstellen kann ist umstritten. Die Auseinandersetzung um Ausbildungsstunden und einige mehr oder weniger spezifizierte Ausbildungsinhalte ist – bei genauem Hinsehen – kein Auswahlkriterium, das dem Verbraucher wirklich hilft, den passenden und kompetenten Mediator zu finden. Warum ist das so und was müssen der Verbraucher und die Verbände tun, damit die im Streit befindlichen Preien tatsächlich den „richtigen“ Mediator finden können?

Was bedeutet „zertifizierter Mediator“

Das Gesetz legt lediglich Mindeststandards fest. Es wäre eine Illusion zu glauben, Damm ein Mediator mit nur 120 Stunden Ausbildung ein hoch qualifizierter Mediator sein kann, der sich mit ALLEN Formen der Mediation und ADR Verfahren auskennt und diese qualifiziert anwenden kann. Seien Sie sich bitte darüber bewusst, dass diese Regelung lediglich ein MINDESTSTANDARD darstellt, der sicherstellen soll, dass die Anbieter von Mediation zumindest mehr oder weniger dasselbe meinen, wenn Sie ihr Angebots vorlegen. Aus diesem Grunde haben die Verbände sich auf eine mindestens 200 Stunden Ausbildung geeinigt. Integrierte Mediation hat ein abgestuftes Zertifizierungssystem, das mit dem 1 Sternemediator dem zertifizierten Mediator iSd Gesetzes entspricht und mit dem 2 Sternemediator den qualifizierten Mediator mit einer mehr als 250 Stunden Ausbildung entspricht. Maßgeblich für die Qualität sind aber nicht nur die Ausbildungsstunden, sondern auch die Ausbildungsinhalte (im Detail), das didaktische Ausbildungskonzept, die Zusammensetzung der Kurse und die Professionalität der Ausbilder (Ausbildungskriterien finden Sie hier)

Welches ist der für mich passende Mediator?

Trotz der Zertifizierungsregelung obliegt es den Streitparteien, den für sie passenden Mediator zu finden. Je mehr zertifizierte Mediatoren gelistet werden, umso größer wird diese Herausforderung. Es ist zu vergleichen mit allen anderen freien Berufen. Ein Rechtsanwalt ist nicht gleich einem Rechtsanwalt, ein Arzt ist nicht gleich einem Arzt. Es gibt Qualität und Leistungsunterschiede. Wie können Sie diese herausfinden?

Zunächst gilt die Regel, nicht einfach einen gelisteten Mediator auszuwählen, sondern diese nur als ersten Zugriff zu verstehen. In einem zweiten Schritt sollten Sie mit dem Mediator in Kontakt treten und prüfen, ob er der passende und geeignete ist. Ein wirklicher Profi wird Ihnen diese Prüfung selbst vorschlagen und weitestgehend abnehmen. Die Prüfungsphase sollte natürlich kostenlos sein. Meistens eignen sich kostenlose Vorgespräche, bei denen der Mediator sich und die Mediation vorstellt, seine Vorgehensweise erläutert und hinterfragt, ob gegenseitiges Vertrauen möglich ist und aufgebaut werden kann.

Kriterien für die Auswahl

  • Ausbildung
    Die Ausbildung des Mediators sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein und keiner besonderen Erwähnung bedürfen. Kriterien für eine qualifizierte Ausbildung finden Sie hier.
  • Kompetenz
    Die Frage, was die Kompetenz des Mediators ausmacht, ist in erster Linie seine Haltung (im Verständnis seiner inneren Einstellung) und seine Fähigkeit, die Parteien richtig zu verstehen. Richtig verstehen bedeutet, das zu verstehen, was wirklich gemeint und gewollt ist. Diese Kompetenz setzt sich zusammen aus Wissen um Kommunikation, Wahrnehmung, Konflikte und deren Dynamik, deren Bewältigung und die unterschiedlichen Verfahren und Interventionen, die zur Bewältigung bereit gestellt werden. Die Kompetenz des Mediators vermittelt sich eher über (s)ein Profil als über seine Ausbildungsnachweise.
  • Ursprungsberuf / Fachlichkeit
    Es gibt Meinungen, die bestimmten Ursprungsberufen Vorteile bei der Mediation einräumen. Diese Meinungen stehen jedoch im Verdacht der Einlastigkeit. Die Mediation ist interdisziplinär. Sie erfordert die Anwendung des Wissens aus allen Disziplinen. Für einen gut ausgebildeten Mediator ist es demnach irrelevamt, welches sein Ursprungsberuf ist.
  • Sachwissen
    Ob und inwieweit der Mediator ein spezifisches fachliches Wissen vorhalten muss ist umstritten. Es gibt Meinungen, die sagen, der Mediator sollte unbelastet sein. Dies fördere seine Unbefangenheit und Neutralität. Zu viel sachwissen könnte zu gedanklichen Festlegungen (sachlich einseitige Bewertungen) führen. Andere meinen, der Mediator benötige ein Sachwissen, um dem Parteivortrag besser folgen zu können. Da der Mediator weder entscheidet noch berät, muss er die Sachinformationen lediglich verstehen und übersetzen können. Er muss ihnen folgen können, ohne die Informationen selbst zu verwerten oder zu verarbeiten. In jedem Fall wird der Mediator fehlenden Sachverstand gegebenenfalls wie ein Richter in das Verfahren (durch Beiziehung von Sachverständigen etwa) einführen.
  • Erfahrung
    Erfahrung ist ein wichtiges Kriterium. Der Mediator sollte sich sicher fühlen in dem was er tut. In jeder Mediation gibt es individuelle Herausforderungen. Diese dürfen den Mediator nicht aus der Ruhe und dem Konzept bringen. Lebens-, Verhandlungs- und Konflikterfahrung kommen in der Mediation zum Tragen.
  • Angebot
    Die Art und Weise wie der Mediator seine Dienstleistung anbietet ist ein weiteres Kriterium für Professionalität. Die Mediation kennt verschiedene Verfahrensweisen. Spätestens wenn es um die Honorierung geht, kommt diese Frage zur Geltung. Es gibt Mediationen (Facilitative und evaluative), die recht schnell zu einer Lösung führen, aber weniger nachhaltig sind, weil sie nicht die volle Konfliktiefe erreichen können. Es gibt demgegenüber eine Mediationsweise (transformative), die durchaus die erforderliche Konflikttiefe erreichen kann. Diese Mediation dauert zwar länger und ist teurer, sie kann aber eine wirkliche Nachhaltigkeit erzielen.
  • Vertrauen
    Mediation ist Vertrauenssache. Vertrauen ist ein individuelles Gefühl, das sich nicht durch einen Kriterienkatalog determinieren lässt. Das Besondere an der Mediation ist, dass beide Parteien dem Mediator vertrauen müssen. Ein guter Mediator wird auf diesen Umstand hinweisen und für eine umfassende Tranparenz sorgen, damit das vertrauen in seine Person gerechtfertigt ist.
  • Flexibilität und Kreativität
    Der Kern der Mediation ist ein Verstehens- und ein Klärungsprozess. Verstehen ist eine individuelle Kompenente, die einer Anpassung und Synchonisierung bedarf. Das Verfahren muss sich der Dynamik des Konfliktes anpassen können. Der Mediator muss in der Lage sein, in jeder Phase des Verfahrens sich auf Veränderungen einzulassen.
  • Selbstverständnis
    Wie bereits erwähnt ist die Haltung (innere Einstellung) des Mediators für das Gelingen einer Mediation von ausschlaggebender Bedeutung. Das Selbstverständnis offenbart sich an der Art und Weise wie der Mediator durch das verfahren führt. Manche sind eher direktiv, andere sind eher reflexiv. Im Grunde hängt es von der Konfliktgestaltung ab (Konflikteskalation und Konflikttiefe), ob und inwieweit der Mediator direktiv tätig sein sollte oder nicht. Die Mediation ist ein Verfahren der Parteien, das auf deren Autonomie und Selbstverantwortung aufsetzt. Dies sollte sich in dem Menschenbild (in der grundsätzlichen Haltung) wiederspiegeln, das der Mediator vertritt. Respekt zeichnet sich nicht dadurch aus, dass man darüber spricht. Respekt zeichnet sich durch Wertfreiheit und Akzeptanz aus.
  • Netzwerk
    Die Mediation ist insofern ein unvollständiges Produkt, als sie weder ein eigenes Sachwissen, noch eine Beratungs- oder Entscheidungskompetenz zur Verfügung stellt. Mithin obliegt es dem Mediator dafür zu sorgen, dass eventuell fehlende Informationan oder Sachwissen in das Verfahren einbezogen wird. Je größer das netzwerk des Mediators ist oder je besser er in ein Netzwerk eingebunden ist, desto größer ist sein Wirkungsbereich.

Wenn Fragen zur Auswahl des für Sie passenden Mediators bestehen, können Sie sich gerne ein E-Mail an unsere Kontaktstelle senden oder sich telefonisch beraten lassen (+49 2681 986257) oder sich an die anderen Verbände und Beratungsstellen wenden. Dort wird man Ihnen gerne weiterhelfen. Ein Verzeichnis der Mediatoren finden Sie hier.

Photo by wilhei (Pixabay)