Am 2.5.2020 trafen sich 53 Teilnehmer zur ersten Online-Konferenz der integrierten Mediation im Internet. Das Screenshot zeigt den Eingang zur Konferenz. Aus der Sicht des Veranstalters, also des Verbandes integrierte Mediation, war der Versuch, sich in einem größeren Rahmen online zu treffen, ein erster wichtiger Erfolg. Die Teilnehmer kamen überein, dass es weitere solcher Konferenzen geben kann und soll. Auch ergeben sich weitere Möglichkeiten, die Online-Technologie zu verwenden.

Rückmeldungen wie „Vielen Dank, das war sehr interessant“, „Besten Dank für die Möglichkeit der Teilnahme – sehr interessante Diskussion!“, „Tolle Konferenz und gerne wieder – danke an alle Referenten“ geben das Bild und den Eindruck aus dem Kreis der Teilnehmer repräsentativ und am besten wieder. Die Konferenz wurde um 15 Uhr pünktlich eröffnet und dauerte, wie vorgesehen, bis 17:25 Uhr. Teilnehmer waren Mitglieder, die offline z.T. eine weite Anreise hätten zurücklegen müssen.

Inhalte

Nach einer Einführung des Vorsitzenden hatten die Referenten Gelegenheit, ihr Thema zu präsentieren. Den Anfang machte die 2. Vorsitzende, Katharina Reinhold (Mediatorin u. Rechtsanwältin). Sie berichtete über Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Verbänden und deren Interesse an der Mediation. Die Notwendigkeit, sich insbesondere mit Verbänden zu vernetzen, die das Theme Mediation nicht auf ihre Fahre geschrieben haben, wird herausgestellt. In ihrer Präsentation wurden Onlinetools als Angebot für Organisationen und Verbände in verschiedenen Bereichen, wie z.B. Tourismus, Schule, Pflege, usw. herausgestellt. Ebenso die Möglichkeit der Inhouse-Schulung und das direkte Kontaktangebot zur Lösung interner Probleme oder die Vermittlung von. Hilfestellungen durch die Verbände.

Vorstandsmitglied Roland Zargens (Rechtsanwalt im Bereich Personengroßschäden ) erläuterte das Beispiel der Vernetzung mit dem Reha Dienstleister RehaAssist. Sein Blick richtete sich auf den Kommunikationsbedarf zwischen den Beteiligten, die sich rund um den Geschädigten bewegen und aus unterschiedlichen Bereichen mit unterschiedlichen rechtlichen Vorgaben/Möglichkeiten agieren. Der mit der RehaAssist vereinbarten Kooperationsvertrag ist ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Vernetzung.

In der Diskussion mit den Teilnehmern wurde das Thema Vernetzung mit der Frage verknüpft, wie der Mediator an Aufträge kommen kann. Inhouseschulungen waren ein Vorschlag. Wichtig sei auch noch immer eine korrekte Aufklärung. Viele wissen nicht, wozu die Mediation in der Lage ist. Der Verband unternimmt viele Anstrengungen für eine korrekte Aufklärung, Neben Veranstaltungen und Publikationen unterstützt er Wiki to Yes, als die inzwischen größte interaktive und frei zugängliche Datenbank zur Mediation. Ein wichtiges Thema für die Auftragsvergabe besteht auch darin, den Gegner an den Tisch zu bekommen. Dafür bildet die Vernetzung mit Erstberatern, wie z.B. Anwälte und Therapeuten, einen wichtigen Ansatz. Voraussetzung ist, dass die Grenzen der Dienstleistungen erkannt und der Ergänzungsbedarf für etwa die Mediation eingestanden wird.

Kay Kretschmer (Mediator und Manager) wurde als Projektleiter für die Zusammenführung des im Verein verborgenen Expertenwissens vorgestellt. Insgesamt betrachtet, deckt die Summe der Mitglieder das gesamte Fachwissen rund um die Konfliktbeilegung ab. Oft ist deren Expertise gar nicht erkennbar. Der Referent stellte das neue Projekt vor, wo es zunächst darum geht, die technischen Möglichkeiten einer Vernetzung im Internet auszuloten. Das Mediatorenverzeichnis spielt dabei eine wichtige Rolle, sodass die Expertensuche im Rahmen des Mediatorennetzwerkes der integrierten Mediation nicht nur für interne Zwecke verbessert wird.

Frau Helga Koenemann (Fraktionsvorsitzende und Stadträtin CDU Neuss) berichtete über Möglichkeiten und Chancen der Mediation in der Kommunalpolitik. Der Fokus war auf die Mediation als Verfahren gerichtet. Auf den Vorhalt, dass die Kommunikation der Politik vom Denken im Nullsummenspiel ausgeht und missbraucht werde, um den Gegner schlecht zu reden statt konstruktive Lösungen zu finden, teilte die Referentin mit, dass ca. 80-85% der Entscheidungen im Einvernehmen und über die Parteigrenzen hinaus erfolgen. Die Presse würde gerne Widersprüche herausstellen und polarisieren. Ein Teilnehmer wandte ein, dass seiner Wahrnehmung nach das politische Denken eher problemorientiert und meinungspolitisch anmutet als mediativ. Die integrierte Mediation als kognitiver Prozess könnte Abhilfe schaffen. Interessant war auch der Hinweis einer Teilnehmerin, dass ein Ministerium auf die kostenlose Beratung eines Mediatorenverbandes hinweise. Die Information verwirrte die Teilnehmer insofern, als der Verband den gleichen Service bietet (siehe Erste Hilfe), was wohl noch prominenter herauszustellen ist.

Monika Zielinsi-Bülte (Mediatorin, Ärztin, Fachbereichsleiterin Medizin) legte in einem beeindruckenden Vortrag offen, wie wichtig die Vernetzung mit anderen Professionen sei und dass die Konkurrenz in gemeinsamen Nutzten umgelenkt werden müsse, damit sie der Vernetzung nicht im Wege stehe. Die Coopetition (Kunstwort aus Cooperation und Competion) wurde in dem Zusammenhang als ein Modell vorgestellt, das eine Kombination aus sinnvoller Kooperation (bei der Entwicklung von Produkten) und den auf den Vertrieb beschränkten Wettbewerb darstellt. Es wurde erkannt, dass der Wettbewerb ethische Anforderungen stellt, die das Abwerben von Kunden verhindert. Die Ethik ist Teil der Ausbildung bei der integrierten Mediation. Sie sollte auch in den Standards des Verbandes verankert werden.

Anna Klatt (Mediatorin, Vorstandsmitglied und Social-Media-Managerin im Verband) berichtete über die Präsenz des Verbandes auf Instagramm, Facebook, Twitter, usw. und die Notwendigkeit einer Vernetzung auch über die social Media.

Stellvertretend für Hans-Christian Reichel (Vorstand, zuständig für den Kontakt zu Verbänden und Behörden) erläuterte Arthur Trossen die Planung zur Mediatorenkonferenz des BMJV. Er bedauerte, dass eine solche Konferenz, die den Austausch von mehr als nur 5 Verbänden ermöglicht, zu begrüßen sei.

Ré­su­mé

Das Onlinetool wurde einem ersten Härtetest unterworfen und hat sich bewährt. BigBlueButton ist qualitativ gleichwertig zu Zoom.us und sicherer, weil es auf einem eigenen Server des Verbandes installiert ist und deshalb nicht fremdkontrolliert wird. Außerdem kann das Tool in den Nutzen aller Mitglieder gestellt werden, was den Anforderungen eines gemeinnützigen Verbandes entgegenkommt. Die Technik stellt alle Features zur Verfügung, die eine Onlinekonferenz erfordert. Die Teilnehmerzahl bildete kein Problem. Manche Teilnehmer nutzen den Chat, um begleitend zu den Referentenbeiträgen Hinweise (wie z.B. Links) einzustellen. Bei Einzelproblemen (etwa technische Fragen) ist ein individueller Chat möglich. Auf einem allen zugänglichen Flipchart wurde der Konferenzverlauf protokolliert.

Natürlich hat eine Onlinekommunikation Einschränkungen. Auf der anderen Seite eröffnet sie Möglichkeiten, die bei einer Präsenzkonferenz nicht gegeben sind. Die Stimmen, solche Onlinekonferenzen regelmäßig in kürzeren Abständen mit gezielten Themenvorgaben zu wiederholen wurden lauter. Wir werden dem Ruf nachkommen. Der Round Table und die Fragestunde bei Wiki to Yes geben dafür bereits jetzt Gelegenheit. Siehe https://www.wiki-to-yes.org/Meetings)