Wenn man Ordnung in die Mediationslandschaft bringen will, dann bedarf es der Unterscheidung zwischen Mediationsmodellen, Mediationsformen, Mediationsarten und Mediationsstilen (siehe Dispositionen). Die unterschiedlichen Mediationsstile sind noch nicht vollständig beschrieben. Sie sollten beschrieben sein, um die Abgrenzung zu den Mediationsmodellen besser beschreiben zu können. Zu unterscheiden sind die folgenden Stile:

Muscle Mediator

Einen – sicherlich hier nicht ganz ernst zu nehmenden, aber durchaus existierender Typ ist der Muscle Mediator, den ich Ihnen bereits vorgestellt habe. Hoffentlich wird dieser Typ nicht aus Amerika importiert.

Aktiver Mediator

Bekannter ist der von Kracht geprägte Begriff des „Aktiven Mediators“. Der aktive Mediator ist wohl der zur evaluativen Mediation passende Mediator. Jedenfalls sind ihm Vorschläge und rechtliche Hinweise gestattet.

Der passive Mediator

Es wäre zwar konsequent aber eher farblos, wenn dem aktiven Mediator der passive Mediator gegenübergestellt wird. Gemeint ist aber der nicht eingreifende Mediator, der keine Vorschläge macht.

Der führende Mediator

Mit der Einführung des Gesetzes ist unbewusst ein weiterer Typ entstanden, der führende Mediator. Der Gesetzgeber sieht den Mediator als die durch das Verfahren führende Persönlichkeit. Ein besonnener Mediator wird sich von der Führung distanzieren. Woraus nimmt er die Berechtigung zum Führen und was bedeutet Führen überhaupt? Festzustellen ist jedenfalls, dass es Mediatoren gibt, die monoaktiv das Verfahren erläutern, die Regeln vorgeben und überwiegend Fragen stellen ohne paraphrasiert zu haben („Wer fragt der führt“). Mit diesem Verhalten drückt sich die Verantwortung für das Verfahren aus. Der führende Mediator fühlt sich dafür nämlich voll verantwortlich.

Der stoische Mediator

Der gewählte Stil drückt Haltung und Kompetenz aus, wenn er sich nicht aus der Falllage ergibt. Die  Haltung spielt bei der integrierten Mediation eine ganz wichtige Rolle. Ein Mediator, der aktiv ist und sogar Vorschläge einbringt, ist der IM nicht fremd. Immerhin geht die IM mit allen Modellen und Varianten der Mediation einher, somit auch mit der evaluativen Mediation. Dennoch beschreibt das zur IM passende Mediatorenbild nicht den aktiven und auch nicht den passiven Mediator, sondern den stoischen Mediator. Stoiker zeichnen sich durch Gelassenheit aus. Ein besonderes Merkmal der stoischen Philosophie ist die ganzheitliche Betrachtungsweise. Sie unterstützt eine systemische Sicht, bei der Akzeptanz im Vordergrund steht, die durch Gelassenheit zur Weisheit führt. Der Stoische Mediator lässt sich durch Nichts aus der Ruhe bringen. Für ihn sind alle Probleme, die im Verfahren auftreten Chancen, die er für die Mediation zu nutzen weiß. Er gibt keine Regeln vor, sondern entwickelt sie aus den Begebenheiten und nur wo Bedarf besteht. Er hält sich mit Fragen zurück aber stellt die Paraphrase und das präzise Zuhören in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit („Wer zuhört leitet“). Vor allem kann er diesen Stil konstant in allen Modellen umsetzen.

Der Umgang mit Stilen sollte Inhalt jeder Ausbildung sein. Sie sollte auch dazu beitragen, dass der Mediator in Spe seinen eigenen Stil erkennt und auf die verschiedenen Modelle der Mediation anzuwenden weiß. Die Abgrenzung der Stile sollte in das Bewusstsein der Mediatoren dringen und zur Beschreibung ihres USP (Profils) beitragen.

Welche Stile gibt es sonst noch?

Mit diesem Beitrag habe ich begonnen, die Stile zu katalogisieren. Demnächst werden sie auch in „Mediation geregelt“, einem neuen, alternativen Mediationskommentar gelistet sein. Sicherlich lassen sich noch mehr Stile identifizieren. Schön, wenn diese hier in Kommentaren ergänzt werden.