Unter diesem zugegebenermaßen provokant wirkenden Titel erschien jetzt ein Beitrag in der ZRP, der Zeitschrift für Rechtspolitik (Trossen, ZRP, 1/2012 Seite 23). Die Mediation wird stets als eine Alternative zum Gerichtsverfahren angesehen. Strategisch betrachtet ist sie jedoch keine Alternative, sondern eine Konsequenz daraus. Diese These lässt sich wie folgt herleiten:

1. Innerhalb einer Konfrontation ist eine Kooperation nicht (ohne weiteres) möglich. Die Kooperation würde unter dem Eindruck des Nullsummenspiels bewertet werden und eher als Angriff oder Täuschung verstanden sein. Die Kooperation wäre nur dann eine Alternative, wenn das Nullsummenspiel zuvor beendet wird. Damit ist sie aber keine Alternative mehr, sondern eine Konsequenz daraus.

2. Die Mediation selbst stellt im Verlauf ihres Verfahrens die Voraussetzungen her, dass die Parteien zu Verhandlungen über die Interssen bereit sind. Der Mediator kann dies beobachten, wenn die Parteien mit dem Verlauf des Verfahrens immer verhandlungswilliger werden. Ein wichtiger Erkenntnisschritt dafür ist die Phase zwei. Hier werden die gegnerischen Positionen einander gegenüber gestellt. Je mehr die Parteien den darin verborgenen Widerspruch als unlösbar erkennen, desto größer wird ihre Bereitschaft, über Interessen zu verhandeln. Anders formuliert: Solange die Parteien glauben, sie könnten ihre Ansprüche gerichtlich durchsetzen, sind sie nicht „voll dabei“

Wenn die Mediation also die Erkenntnis zur Verhandlung über die Interessen selbst als einen Bestandteil des Verfahrens vorhält, dann ist es für die Paretein doch recht herausfordernd, wenn sie sich für die Mediation schon vor dem Verfahren entscheiden sollen. Warum also nicht andere Verfahren in den Entscheidungsprozess einbeziehen? Das entspricht auch dem Konzept der integrierten Mediation. Es wäre dann möglich, den unlösbaren Widerspruch zwischen den beiden Positionen schon im Gerichtsverfahren nachzuweisen (also die Phase zwei dort durchzuführen). Sobald die Parteien gemerkt haben dass sie beide im Gericht nicht das bekommen können, was sie sich davon versprechen, dann werden sie sofort ihre Strategie ändern. Wenn sie von der Konfrontation Abstand nehmen, dann bleibt nur die Kooperation. der Weg in die Mediation ist frei.

Was hier etwas kryptisch zusammengefasst ist, wird in dem zitierten Aufsatz ausführlich beschrieben.