Auf der Konferenz a, 26.11.2017 in Koblenz geht es um eine Bestandsaufnahme. Anlass ist die Evaluierung des Mediationsgesetzes und die daran anknüpfenden, neuen Diskussionen in den Verbänden und der Politik. Die Evaluierung bezog sich auf einen richtungsweisenden Vortrag von Prof. Gräfin von Schlieffen in Jena, wo sie den Appell „Back to the roots“ unter großem Beifall an die Mediatoren richtete. Auf der Konferenz Zeit zum Umdenken, der Integrierten Mediation in Koblenz wird Prof. Gräfin von Schlieffen darüber berichten.

Back to the Roots ist der Appell, sich auf das zu besinnen, worum es eigentlich geht. Aus der Rückbesinnung leitet sich die Inspiration für die Mediation der Zukunft her. Gräfin von Schlieffen konzentriert die Fragestellung auf „fünf Wurzeln“ der Mediation, die eine Auseinandersetzung erfordern. Das Thema könnte sicher eine mindestens 3-tägige Konferenz füllen. Andererseits sind die Gedanken nah an der Integrierten Mediation, sodass ihre Zusammenfassung eine gute und ausreichende Grundlage für die eigene Verbandsarbeit ist. Hier das Abstract zum Konferenzbeitrag von Prof. Katharina Gräfin von Schlieffen:

Back to the Roots

Jedem Projekt tut es ab einem gewissen Moment gut, zurückzuschauen. Der Blick auf den Ursprung kann die Bestandsaufnahme erleichtern und bei Entwürfen für die Zukunft helfen. Mein Referat wird sich deshalb mit den Ursprüngen und Grundideen, den Wurzeln der Mediation, beschäftigen. Die Lösung der heutigen Probleme liegt zwar nicht in der Vergangenheit, aber über Widerstände und belanglose Aktivitäten gerät oft viel in Vergessenheit, was uns in den Anfängen verbunden hat und uns jetzt und in Zukunft unterstützen könnte.

Zu den Wurzeln der Mediation:

  1. Genese
    Woher kommt Mediation? Aus den USA? Aus China? Aus dem menschlichen Gehirn? …?
  2. Praxis
    Gibt es wirklich Mediation in Deutschland? Wenn nein, was passiert dann unter diesem Namen? Wenn ja, wo findet Mediation statt? – Gibt es den Beruf Mediator?  „Berufs“verbände?
  3. Lehre
    Woher kommt unser Wissen über Mediation? Wer gibt was mit welchem epistemologischen (wissenstheoretischen) Anspruch weiter? –> Soll es wissenschaftliche Theorie sein? Erfahrung? Katechismus? praktische Anleitung? – Offenlegung und Einlösung des Anspruchs?
  4. Recht
    Ist Recht eine Bedingung oder eine Grenze? Wird Mediation durch die Kategorien des MediationsG bestimmt? Ist Mediation überhaupt rechtlicher Reglementierung zugänglich? Was regelt Recht, wenn es regelt?
  5. Philosophie
    Ist der Mediator eine Art Sozialingenieur oder ist Mediation der Versuch, Gerechtigkeit  herzustellen: konkret, selbst, ohne Richter? Auf eine nicht-juristische Art, die dem Gerechtigkeitssinn der Beteiligten entspricht? Ihrem Gefühl, ihrer Moral, ihrer Haltung?Was ist das? Wer erklärt das? Moderne Coaching-Konzepte? Gibt es dafür nicht bereits eine vollentwickelte Philosophie, Grundstock der westlichen Geistigkeit, des Abend- und des Morgenlands?

Anmerkung zum letzten Punkt:

Der Begriff der Haltung (ethos, habitus) entstammt dem griechisch-lateinischen Denken. Maßgeblich Aristoteles sieht Gerechtigkeit als eine auf den Anderen bezogene Haltung, die nach der Mitte, dem Maß und dem Angemessen strebt. Diese Vorstellung grundiert auch die Mediation; ergänzt durch einige neuzeitliche Ideen (den Vertrag, das freie und gleichberechtigte Individuum).

Mediation in der europäischen Tradition bedeutet damit Frieden und gerechten Ausgleich durch eine mediative, auf die Mitte zielende Haltung. Der Weg zur Mitte wird bereits in der Konstellation durch den Dritten figuriert, er kann aber auch alleine beschritten werden. Die Einzelheiten erfährt man am besten durch ein Gespräch über die Quellen, back to the roots.

Anmerkung der Redaktion:

Die Idee verwirklicht sich mit dem von der Integrierten Mediation vorgestellten Mediationsradius, der Kognitionstheorie als wissenschaftliche Grundlage und der Containerthoerie, die es erlaubt, die verschiedenen Verfahren und Vorgehensweisen für die Verstehensvermittlung zu nutzen.