Ein bisschen Zwang muss sein

Am 6. und 7. November fand in Ljubliana (Slovenien) eine Mediatorenkonferenz statt. Ich war als einer der Lecturer eingeladen und hatte deshalb die Möglichkeit, die Idee der Integrierten Mediation dort zu präsentieren. Es war eine spannende Erfahrung.

Hintergrundinformationen

Man muss unterscheiden, was offiziell auf einer Konferenz verlautbart wird und was man in den Pausengesprächen alles erfährt. Beide Quellen zusammengenommen gehe ich von folgenden Hintergrundinformationen aus:

Slovenien hat etwa 2 Millionen Einwohner. Es gibt nur einen Mediatorenverband aber mehrere Mediationszentren. Die Zentren siedeln sich bei den Kammern und anderen Einrichtungen und Organisationen an. Unter den Zentren besteht ein Wettbewerb.

Die Konferenz am 6. und 7. November 2019 war vom Ministerium der Justiz mitorganisiert worden. Das Ministerium hat die Versammlung beauftragt, Vorschläge für evrentuell erforderliche, weitere Regelungen zur Mediation zu unterbreiten.

Konferenz

An der Konferenz nahmen etwa 150 Mediatoren teil. Gemessen an der Einwohnerzahl des Landes sind das sehr viele. Ich konnte aucdh beobachten, dass manche von weit angereist kamen. Wie die Verteilung der Teilnehmer unter den sich in Mediation engagierenden Organisationen war, konnte ich jedoch nicht evaluieren. Es könnte also sein, dass alle Mediatoren Gelegenheit hatten an der Veranstaltung teilzunehmen, muss aber nicht sein.

Mandatory Mediation

Das zentrale Thema war die Frage, ob es eine verpflichtende Mediation geben soll. Interessant war die Art und Weise, wie die Lösung erarbeitet wurde. Zwei Referenten sollten einen Schlagabteusch mit Argumenten pro und con (Battle of arguments) führen. Dann gab es eingeladene Spezialisten, die die Argumente dafür und dagegen aufgreifen konnten und sollten. Schließlich hatte das Auditorium eine Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Kommentare abzugeben. Dann kam es zur Abstimmung mit folgendem Ergebnis:

  • Keine Verpflichtung zur Mediation
  • Einführung der verpflichtenden Mediation
  • Ein Mix aus Freiwilligkeit und Verpflichtung

Der mediative Weg

Es ist interessant zu beobachten, dass Mediatoren ein Streitgespräch nutzen, um eine, die Mediation betreffende Frage zu beantworten und nicht die Kompetenz der Mediation. Dann würden nämlich die Ziele festgelegt, die Kriterien für den zu erzielenden Nutzen und es würden die Interssen der unterschiedlichen Stakeholder herausgearbeitet, wozu auch die Konsumenten und die Mediation gehören. Ich hatte den Einwand in der Diskussion vorgebracht, bezweifle aber, dass er verstanden wurde. Wenn es um die Mediation geht, stehen also auch hier die politischen Mechansismen im Vordergrund. Auch wenn die Auseinandersetzung in einem sachlichen und konstruktiven Rahmen erfolgte.

Das mediative Beispiel

Ebenso mutig wie vorbildlich war auch die Demonstration einer Mediation im Rollenspiel. Spannend war die Idee, das Rollenspiel aufzuzeichnen und als Lehrmaterial zu verwenden. Für mich war es spannend zu sehen, wie in Slovenien die Mediation durchgeführt wird. Man sieht den angelsächsischen Einfluss. Nach dem ersten Streit der Parteien ging man in den Caucus.

Eindruck und Ergebnis

Es fällt auf, dass der Ruf nach verpflichtender Mediation mit dem Ruf nach mehr und besserer Ausbildung einhergeht. Um das Risiko, dass die Konsumenten bei einer Verpflichtung zur Durchführung einer Mediation bei nicht ausreichend ausgebildeten Mediatoren landen könnten, kommt natürlich sofort die Frage auf, dass die Verpflichtung nur für zertifizierte Mediatoren gelten kann. So schließt sich dann der Kreis. Die eigentlichen Fragen bleiben unbeantwortet.