Kulturen haben keine Konflikte!

Es sind die Menschen, die Konflikte haben. Wenn sie unterschiedlichen Kulturen angehören, ist die Chance für ein Missverständnis umso größer. Wie die Integrierte Mediation damit umgeht, könnte ein Vorbild für Alle sein!

Sie bemerken schon, dass die Integrierte Mediation nicht einfach den Begriff CrossBorderMediation übernommen hat. Er ist zu ungenau und trifft nur auf einige Fälle zu, in denen interkulturelle oder internationale Fragestellungen aufkommen. Die Integrierte Mediation unterscheidet deshalb zwischen der internationalen, der interkulturellen und der CrossBorder-Mediation. Auch wenn diese Unterscheidung die Anwendung präzisiert, hat sie in erster Linie juristische Gründe.

Um einem Konflikt mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zu begegnen, muss man gar nicht weit fahren. Kulturphänomene ergeben sich bereits zwischen Mann und Frau, zwischen unterschiedlichen Unternehmen und natürlich auch zwischen Mitarbeitern oder Partnern aus unterschiedlichen Herkunftsländen. Für einen interkulturellen Konflikt ist die Internationalität so wenig zwingend, wie ein internationaler Konflikt auch ein interkultureller sein muss.

Wenn an dem Konflikt Menschen aus unterschiedlichen Nationen und an entfernten Standorten beteiligt sind, kommen weitere Hindernisse hinzu, wenn es darum gehen soll, den Streit beizulegen oder den Konflikt zu lösen.

Die Integrierte Mediation hat nicht nur aus der Projektarbeit (z.B. Einbeziehung in ein EU-Projekt mit Lettland, Kroatien oder Partnerschaft in einem EU-Projekt mit Bulgarien und Frankreich) eine breite internationale und interkulturelle Erfahrung. Immerhin ist der Verband in vielen ausländischen Standorten zu Hause. Erst vor Kurzem wurde eine neue, prosperierende Niederlassung in Zentralasien gegründet.

International (und national) betrachtet, gibt es große Abweichungen bei dem Verständnis und der Anwendung der Mediation. Die kulturellen Einflüsse werden oft unterschätzt. Es hat einen Grund, warum die Mediation in Amerika aufgegriffen wurde, warum die Mediation in Lettland aus dem Täter-Opfer-Ausgleich entstanden war oder in Deutschland aus der Familienmediation, warum die Nachfrage hinter den Erwartungen zurückliegt, warum Kurden meinen, sie seien ein Volk des Verhandelns und warum das Ho Oponopono, die hawaiianische Mediation, auf eine Versöhnung abzielt.

In allen Fällen spielen neben den betroffenen Menschen auch systemische, kulturelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle. Dieser Kontext sollte auch in der Mediation selbst nicht aus dem Blick geraten. Die Kultur bildet den Code heraus, mit dem sich Anforderungen, Werte und Interessen ganz unterschiedlich mitteilen und formatieren.

Bei dem, was sich am Besten mit dem Begriff Inter-Mediation (also der internationalen, der interkulturellen und der Cross Border Mediation) vermittelt, kommen all diese Einflüsse zusammen. Das auf der Kognitionstheorie basierende Konzept der Integrierten Mediation bildet die Klammer. Sie erfasst und erklärt nicht nur das unterschiedliche Verständnis der Mediation, sondern gibt auch einen Anwendungsschlüssel im Umgang miteinander, der durchaus auch außerhalb einer Mediation effektiv zu gestalten ist.

Gerne teilen wir dieses Wissen als unser Beitrag zur Verbesserung der Streitkultur einerseits aber auch, weil das Wissen der Inter-Mediation ein Teil der Kompetenz eines jeden Mediators ausmachen sollte. Eine allgemein zugängliche Quelle zum Wissens- und Erfahrungsaustausch finden Sie auf Wiki to Yes. Eine individuelle Einführung und Vertiefung bietet das Seminar am 19. und 20. Februar 2018. Es wird als Fort- und Weiterbildung anerkannt und auf die Ausbildung zum 3-Sternemediator angerechnet.

(c) Foto von YvonneH / Pixabay