Integrierte Mediation in Bewegung

Etwa 50 Teilnehmer trafen sich zur Jahresversammlung 2018 in Koblenz, die wieder mit einer Weihnachtsfeier kombiniert wurde. Es war – wie immer – eine gute und harmonische Veranstaltung. Das belegen auch die Rückmeldungen. Interessante Themen und Diskussionen halfen, sich ein Bild über den Zustand der Mediation in Deutschland zu verschaffen. Es wurden auch wichtige Entscheidungen getroffen, die die Zukunft des Verbandes betreffen.

Dass der Verband seinen 17. Geburtstag feierte, war Nebensache. Es war ja auch kein Jubiläum, eher eine Festigung der Ideen und Konzepte der Integrierten Mediation und eine Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein.

Wenn die Veranstaltung ein Motto bekommen soll, hieße es Bewegung. Das Bewegungspotenzial zeigte sich bereits an der Anordnung der Stühle. Zunächst standen sie wahllos im Raum, sodass die Stühle in alle Richtungen zeigten. Dann erfolgte eine Ausrichtung, die zunächst nach vorne auf das Rednerpult zeigte. Die Ausrichtung wechselte zur Position der Moderatoren, die nicht zwingend am Rednerpult standen, um sich dann um ein Fishbowl zu gruppieren, woraus sich später eine halbkreisförmige Zuordnung zum Rednerpult entwickelte. Alles geschah aus sich selbst heraus. Bewegung passt zur Mediation und auch zu unserem Verband, denn wir wollen etwas bewegen.

Das Fishbowl wurde moderiert von Matthias Manz. Viele kennen ihn aus den Supervisionen. Das Thema waren professionelle Erfahrungen mit der Mediation. Mediatoren berichteten über ihre markantesten Fälle und wie sie überhaupt an Fälle kommen. Sie spiegelten ein breites Spektrum und berichteten, wie der Titel Mediator mehr Anwaltsmandate eingebracht hat, dass manche nur mäßig Gelegenheit hatten, professionelle Mediationen durchzuführen, bis hin zu erfolgreichen Mediatoren, die mit der Mediation ihren Lebensunterhalt verdienen. Die Erfahrungsberichte beflügelten die Diskussion und waren Anlass für kritische Fragen und Beiträge.

Die anschließende Diskussion kam zu dem Ergebnis, dass die Mediation an und für sich weniger gut zu vermarkten ist wie die dahinter verborgene Kompetenz. Es ist eine Erfahrung, die die Konzepte der Integrierten Mediation bestätigt. Sie ist zugleich ein Plädoyer für die Integrierte Mediation, die dieses Phänomen von je her konzeptuell aufgearbeitet hat. Deutlich wurde auch, dass ihr Konzept und die vielfältigen, im Portfolio erfassten Aktivitäten nicht hinreichend bekannt und kommuniziert worden sind. Auch dass die Integrierte Mediation als wohl einziger Verband seine Lehren auf eine noch recht unbekannte Mediationstheorie zurückführt und über Benchmarks bei der Durchführung von Mediationen verfügt, bedarf der Herausstellung und Publizierung.

Die Diskussion über die sich daraus ergebenden Möglichkeiten konnte wegen der Kürze der Zeit nur angerissen werden. Sie wurde deshalb die Grundlage für die Einrichtung einer Task Force, die sich mit der Vermarktung und der beruflichen Entwicklung unter diesen Bedingungen auseinandersetzen soll. Aufhänger ist die Idee, die Mediation als einen optimierten Entscheidungsprozess zu begreifen, der sich bedarfsorientierter darstellen lässt. Die Task Force wird aus zehn freiwilligen Mitgliedern gebildet und wird ihre Tätigkeit im Januar aufnehmen. Auf dem für den 3. und 4. Mai 2019 in Frankfurt angesetzten Kongress, werden sie die ersten Ergebnisse vorstellen.

Im Anschluss an das Fishbowl stellte Peter Wallisch, Vorstand und langjähriges Mitglied im Verband und Vorstand im lettischen Verband Integrierte Mediation Möglichkeiten vor, wie Mediatoren das NLP nutzen können. Konkret berichtete er über einen Fall bei dem er einer lettischen Kollegin die Angst vor einer schwierigen Mediation genommen hat. Wie zum Nachweis demonstrierte er den Teilnehmern, wie man sich auch durch Ankersetzung vor dem Stress beim Weihnachtskauf befreien kann. Nach Weihnachten werden wir erfahren, ob es funktioniert hat.

Badre Bounouar, der Country Manager der Integrierten Mediation für Marokko berichtete in einem ausführlichen Vortrag über die Entwicklung der Mediation in Marokko und über die Schnittstellen der Mediation zum islamischen Glauben. Die Versöhnung ist dort ein traditionelles Konfliktlösungskonzept. Beeindruckend war, wie er den islamischen Friedensgedanke vorgestellt hat.

Obwohl die Veranstaltung auf den deutschen Verein Integrierte Mediation beschränkt war, gab es einige Teilnehmer mit Wurzeln aus anderen Kulturen. Die Einführung der International Cooridnators Saholy Nanahary-Robertson und Klaus Schmitz wurde deshalb zum Anlass genommen, die internationalen Ambitionen des Verbandes vorzustellen, die inzwischen bis nach Kirgistan reichen. Deutlich wurde, dass sich die Arbeit der International Coordinators nicht nur auf das Ausland beziehen sollte. Es werden Vorschläge erarbeitet, wie die deutschen Mitglieder, die Interesse am Thema haben, einzubeziehen sind. Daneben wurden Pläne gefasst, die eine Zusammenkunft der ausländischen Repräsentanten auf dem Kongress im Mai 2019 ermöglichen sollen und die zur Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit beitragen. Mit Niederlassungen in 12 Ländern verfügt der Verband über ein recht großes internationales Potenzial.

Wenn von der Verwendung der Mediation gesprochen wird, spielen natürlich die Branchen eine wichtige Rolle. Katharina Reinhold berichtete über ihre Bemühungen als Fachbereichsleiterin im Bereich der Mediation bei und mit Behinderten und deren Konfliktumfeld. Der von ihr vorgetragene Beispielsfall belegte nicht nur, wie mit Behinderten umgegangen wird, sondern auch wie ihr integriert mediierendes Vorgehen dazu beitragen konnte, ein Problem jenseits der streitigen Auseinandersetzung zu einer wertschätzenden Lösung zuführen.

Nah zu dieser Branche gehören die Bemühungen von Roland Zarges im Bereich der Personenschäden. Roland Zarges ist der Fachbereichsleiter des gleichnamigen Fachverbandes und Mitglied des Vorstandes. Er berichtete über Pläne und Erfolge in diesem Bereich. Dazu zählen die Kooperation mit einem Rückversicherer und die sich daraus ergebenden Anwendungsmöglichkeiten der Mediation. Weil es sich um eine spezielle Materie handelt, wird Roland Zarges mit dem Verband Integrierte Mediation eine für den Bereich spezialisierte Fortbildung für Mediatoren noch im Jahr 2019 anbieten. Termine sind schon angedacht, bedürfen jedoch noch der Bestätigung

Mit dem Geschäftsbericht des Vorstandes wurden die Internetaktivitäten herausgestellt. Wiki to Yes ist auch eine Errungenschaft der Integrierten Mediation, die sich an der Finanzierung beteiligt. Aus diesem Grund haben die Mitglieder des Verbandes auch kostenlosen Zugriff auf den kostenpflichtigen Level 3 des Portals, in dem Verlagsprodukte, sogenannte YesBooks, Kommunikationswerkzeuge, Ausbildungen usw. zu finden sind. Arthur Trossen führte in die Nutzungsmöglichkeiten des Portals ein, das inzwischen wohl zur größten Wissensdatenbank der Mediation angewachsen ist. Die Plattform ermöglicht es den Mitgliedern, sich online zu treffen.

Im formellen Teil der Veranstaltungen gab es die üblichen Beschlüsse. Bestätigung der Kassenführung, Entlastung des Vorstandes usw. Wichtig war die Verlegung der Vorstandswahlen auf die Konferenz am 3. und 4. Mail 2019 in Frankfurt. Das genaue Datum wird noch festgelegt. Der Termin für den Kongress in Frankfurt und die Wahl des Tagunsgortes wurden jedoch schon fixiert und bestätigt.  Einzelheiten der Beschlüsse und Pläne sind dem Sitzungsprotokoll zu entnehmen.

Es ist Einiges in Bewegung.