Diesem Problem werden Sie als Mediator öfter begegnen. Eine Partei will die Mediation, die andere nicht (unbedingt). Anwälte sind eingeschaltet, von denen wir wissen, dass sie von der Mediation abraten, weil sie glauben, eine einvernehmliche Regelung kann auch von den Juristen herbeigeführt werden. Im vorliegenden Fall war die Frau nach bereits einer Terminverschiebung vereinbarungsgemäß zum Termin erschienen. Stellt sich heraus, dass der Mann Abstand nehmen will und statt zur Mediation lieber zum Anwalt geht.  Mit der Medianten wurden Möglichkeiten erörtert, wie eine friedliche Bearbeitung mit oder ohne Mediation möglich ist und was zu tun ist, um auf den Mann zu der Anwesenheit in eine Mediationstermin zu motivieren. Hier finden Sie das Muster eines Anschreibens, dass der Mediator darauf in beiden Parteien zugestellt hat.

Sehr geehrte Frau …
Sehr geehrter Herr …

Nachdem der Termin heute Morgen nicht zustande gekommen war, erscheint es mir sinnvoll, Ihnen die eine oder andere Informationen über Mediation zukommen zu lassen. Gerne wird die Kompetenz dieses Konfliktlösungsverfahrens unterschätzt oder gar (auch von Profis) falsch eingeschätzt. Es wäre schade, wenn dies in Ihrem Falle ein Hindernis darstellt für eine durchaus denkbare und bestmögliche Lösung, mit der Sie beide zufrieden sein können. Ich gehe davon aus, dass Sie eine solche Lösung anstreben.

Natürlich kann ich es gut verstehen, wie schwer es in manchen Situationen fällt, miteinander Gespräche zu führen oder gar lösungsorientiert zu verhandeln. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich der Aufwand in fast allen Fällen lohnt. Zumindest lohnt sich ein Versuch. Ein Risiko ist damit in keiner Weise verbunden und die Wahrscheinlichkeit einer Deeskalation ist auch im Falle eines Scheiterns der Mediation anzunehmen. Vielleicht ist es wichtig für Sie zu wissen, dass sich die Mediation juristischen Forderungen nicht in den Weg stellt und dass sie sich auch nicht über das Recht hinweg setzt. Das heißt, es gibt auch insoweit keine Nachteile zu befürchten. Im Gegenteil, als Mediatoren arbeiten wir auch mit Rechtsanwälten zusammen. Die erfahrenen Anwälte wissen, dass Sie letztlich von der friedlichen Konfliktklärung mindestens ebenso profitieren wie die Parteien selbst. Die Erarbeitung von Lösungen wird in der Regel schneller, schonender und unter Umständen auch preisgünstiger abgewickelt, als dies bei langen irreversiblen Prozessen vorstellbar ist.

Die Mediation geht davon aus, dass beide Parteien im Konflikt als Gewinner hervorgehen. Das Ergebnis ist in der Regel ein solches, das beide Parteien wirklich haben möchten. Die juristische Arbeit hilft gegebenenfalls, dieses Ergebnis abzusichern. Die Frage, was beide Parteien wirklich möchten, geht in einer konfrontativen Auseinandersetzung meist verloren. Die Konfrontation birgt die Gefahr einer Eskalation. Davon betroffen sind in einem familiären Konflikt nicht nur die Ehepartner, sondern auch die ganze Familie, die Kinder leiden darunter und nicht zuletzt wird das soziale Umfeld in Mitleidenschaft gezogen. Dies mag aus der momentanen Stimmungslage durchaus in ein Konzept hinein passen. Auf lange Sicht bietet jede Eskalation allerdings die Gefahr, dass sie eine später notwendig werdende Deeskalation zumindest schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich macht.

Sicherlich werden Sie zweifeln, dass ein Gespräch mit einem neutralen Dritten, der in Mediation ausgebildet ist, diesen Effekt erzielen kann. Wahrscheinlich hatten Sie schon selbst hinreichend oft miteinander versucht in ein konstruktives Gespräch zu finden. Dessen ungeachtet sind die Erfolgsquoten der Mediation sind jedoch sehr hoch, sie liegen über 80%. Das bedeutet, dass in 80% der Fälle die Parteien eine Lösung finden, die für beide Seiten nicht nur akzeptabel sind sondern auch von beiden Seiten wirklich gewollt werden.

Wie kann dies geschehen? Es hat mit der Konfliktdynamik zu tun, mit der Wahrnehmung und der Art und Weise, wie wir es gewohnt sind im Konflikt miteinander zu kommunizieren. Die Mediation ist interdisziplinär. Sie vereinigt juristisches Know how mit psychologischem, soziologischem, ökonomischen und nicht zuletzt antropologischem Wissen. Sie ist ein sehr modernes Verfahren, indem der Mediator versucht, sich auf die Bedürfnisse der Parteien einzustellen und ihnen dabei zur Seite steht, Lösungen zu erarbeiten die auf Ihre individuellen Bedürfnisse eingehen. Sehr oft ist das Ergebnis ganz anders als zu Beginn des Verfahrens erwartet. Ein Beispiel wie eine Mediation ablaufen kann mag der Beitrag in der Sendung „Recht brisant“ darstellen, den Sie sich gerne anschauen können. Hier ist der Link zum Film: https://www.in-mediation.eu/3sat-tv-bericht Er macht auch den Unterschied zur juristischen Herangehensweise deutlich.

Falls Sie mehr wissen möchten, verweise ich Sie auf die Web-Seite www.in-mediation.eu und dort vielleicht speziell auf die Beiträge https://www.in-mediation.eu/kinder-sind-auch-nur-menschen bzw.. https://www.in-mediation.eu/trossen-die-magie-der-mediation. In der Mediation sichern wir Vertraulichkeit zu. Die Gespräche können (falls gewünscht) zunächst einzeln erfolgen. In jedem Fall finden sie in einem geschützten Gesprächsraum statt, so dass Sie sich sicher´sein können, dass das was Sie hier zum Ausdruck bringen außerhalb der Mediation nicht gegen Sie verwendet werden kann. Die Mediation ist ein parteiautonomes Verfahren. Das bedeutet, Sie allein bestimmen was geschieht und ob Sie das Gespräch fortsetzen wollen oder nicht. Die Gespräche lassen sich im übrigen völlig flexibel und bedürfnisgerecht gestalten, so das sie auch an Orten statt finden kann, auf die wir uns verständigen.

Vielleicht ist es mir gelungen Sie neugierig zu machen und Ihnen ein eventuelles Unbehagen zu nehmen, das Sie mit der Vorstellung verbinden weitere Gespräche zu führen. Erfahrungsgemäß werden Sie aber erkennen, dass diese professionell begleiteten Gespräche eine andere Qualität besitzen. Sie unterscheiden sich auch von der Eheberatung. Der Mediator wird Ihnen keine Vorhaltungen machen. Er wird Ihnen nicht sagen, was Sie zu tun oder zu unterlassen haben. Um ganz sicher zu gehen, schlage ich Ihnen ein unverbindliches Treffen vor, bei dem Sie sich von den Mediatoren und deren Arbeitsweise selbst überzeugen können. Die Wirkungsweise der Mediation ist schwierig zu erklären. Man muss es einfach erlebt haben. Wenn es Ihnen leichter fällt, kann ein solches Treffen zunächst auch in Einzelgesprächen (so genanntes Caucasing) erfolgen.

Es wäre schön, wenn Sie mir ein Feedback geben, wie Sie über die Mediation in Ihrem Fall denken. Wie dies auch immer sein mag. Es ist Ihrer beider freie Entscheidung das zu tun, was aus Ihrer Sicht zielführend ist und Sie dorthin bringt, wo Sie Ihre Zukunft selbst ressourcenschonend gestalten können. Die Mediation erreicht diese Ziel ohne Zwang, ohne Druck, ohne Vorhaltungen und ohne Drohungen.

Falls Sie noch Fragen haben, stehen meine Frau als Mediatorin oder ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichem Gruß
Ihr Mediator