Jetzt las ich das Folgende: „Konfliktmoderation ist eine eigenständige Methode der Mediation zur Klärung innerbetrieblicher bzw. innerorganisationaler, konfliktärer Situationen“. Dass die Mediation in eine Moderation übergeht und auf ihr aufbaut ist nichts Neues. Dass das, was wir bei der IM als Unternehmensmediation bezeichnen und eigentlich ein Teil der Wirtschaftsmediation ist, jetzt ausgegliedert wird und als eine Konfliktmoderation bezeichnet wird trägt möglicherweise zur  weiteren Verwirrung bei.

Mediatoren sind auf der Suche nach Märkten. Die Ausbilder natürlich auch. Da gibt es den Trick der zeitlich limitierten Zertifizierung, dem Zwang zur Fortbildung, sicher wird man sich als nächstes den Fachmediator einfallen lassen und Ausbildungen zur Spezialisierung anbieten. Das alles macht Sinn, solange es freiwillig geschieht. Die Fachanwälte klagen z.B. dass sie zu Fortbildungen verpflichtet sind, ohne dass die dort behandelten Fälle in ihrer Praxis überhaupt vorkommen. Dann geht es nur noch um Titel und Zertifikate, nicht eigentlich um das was man erreichen will, die Qualitätsverbesserung.

Ein anderer Weg auf der Suche nach Nachfrage und Absatz ist natürlich das Angebot von angeblisch neuen Methoden. Oft sind es die alten, die lediglich in ein neues Gewand gesteckt werden. Ein Bedarf nach innerbetrieblicher Konfliktklärung besteht allemal. Die Ausbildungsinhalte sollten eigentlich mit einer guten Mediatorenausbildung abgedeckt sein. Deshalb frage ich mich, was diese Ausbildung von der zur Meditaion unterscheidet, außer dass die Mediationsausbildung weiter geht. Vielleicht sind diese Inhalte in anderen Ausbildungen aber nicht vorgesehen? Wenn beschrieben wird dass die Konfliktmoderation ein auf den Systemtheorien basierender Ansatz der Businessmoderation sei und dass zur Konfliktklärung stets das gesamte soziale System, die Arbeitsgruppe und das Projektteam fokussiert werde, dann ist es doch auch das, was ein Mediator macht. Denn diese Sicht gehört – wenigstens nach meinem Verständnis – standardmäßig in die Bewältigung der innerbetrieblichen Konflikte. Wenn dann ausgeführt wird, dass der Fokus der Konfliktmoderation die Konfliktklärung sowohl auf der Sach- als auch der Beziehungsebene darstelle, dann sehe ich darin auch kein wirkliches Abgrenzungskriterium, es sei denn die Wirtschaftsmediatoren haben nicht den Blick auf systemische Einflüsse und die Beziehungsebene. Sie sollten auch die soziologische Aspekte der Teambildung und der Gruppendynamik im Blick haben. Dass es bei der Konfliktmoderation darum geht, die Vergangenheit zu klären, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu planen macht mich neugierig. Ich stimme zu, dass es erforderlich ist, die Gegenwart zu klären. Ob dies nur durch den Blick in die Vergangenheit zu erfolgen hat erscheint mir fraglich und ist dem Einzelfall zu überlassen. Methodisch halte ich dies also für bedenklich. Es gibt auch andere Herangehensweisen.

Ich frage mich, was passiert, wenn sich die Konfliktmoderation als eine Mediation entlarven würde. Die EU Direktive jedenfalls sagt ausdrücklich dass auch solche Verfahren erfasst werden, die sich nicht so nennen. Ich frage mich auch, wie sich das Verfahren von der Wirtschaftsmediation abgrenzt. Ich habe noch keine verbindliche Definition von Wirtschaftemediation gefunden. IM nennt die Wirschaftsmediation Unternehmensmediation, um eben sicherzustellen, dass damit auch innerbetriebliche Fälle anzusprechen sind. Die Wirtschaftsmediation wird dekliniert in Mediation zwischen Betrieben / Unternehmen (B2B und B2C) sowie innerhelb des Unternehmens. Ich nehm noch die Gesellschafterstreitigkeiten als separten Teil hinzu. So definiert deckt die Unternehmensmediation alle Konfliktbereiche ab und hat auch Fälle mit mehreren Teilnehmern zu bewältigen. In einer 70 oder 90 Stundenausbildung lässt sich das dafür erforderliche Wissen und die Praxis kaum vermitteln. Wer sich für eine Ausbildung zum Wirtschaftemediator interessiert, der sollte darauf achten, was er lernt und welche Konflikte er schließlich abdecken kann. Oft wird die Wirtschaftsmediation als die Anwendung des Harvard Konzeptes verstanden und beschränkt sich auf die B2B und B2C Fälle.Weil die konflikte sich in der Praxis nicht so ohne weiteres isolieren lassen, halte ich eine umfassende Mediatorenausbildung für die Beste. Leider entsteht der eindruck, als sei ein wirtschaftemediator besser qualifiziert als ein Mediator. Es wird begrifflich als eine Spezialisierung verstanden nicht als eine Untermenge. Hier erscheint mir eine Aufklärung angebracht.