Mit dieser auf andere Menschen zunächst sehr irritierend wirkenden Frage leiten viele Mediatoren das Loopen ein. Die Frage löst zunächst eine Stutzigkeit aus. Dann aber, nach einer Weile, erkennen die Gesprächspartner den tieferen Sinn und die Notwendigkeit dieser Form von Synchronisation. Das Loopen ist eine der wichtigsten Techniken in der Mediation – und nicht nur dort. Seine Kraft wird oft unterschätzt.

Das Loopen wird oft zugunsten neugieriger und weiterführender Fragen ausgelassen. Damit vergibt der Mediator sich und den Parteien wichtige Chancen …

Rückmeldung

Das Loopen ist die Rückmeldung an den Gesprächspartner. Die Rückmeldung besteht technisch aus dem Paraphrasieren, dem Verbalisieren, gegebenenfalls dem Zusammenfassen. Das Gespräch wird erst dann weitergeführt, wenn die Rückmeldung als übereinstimmend bestätigt wird. Das Loopen hat wichtige, die Kommunikation verändernde Wirkungen, die durchaus gewollt sind und aktiv herbeigeführt werden.

Synchronisation

Der nachfliegende Zweck des Loopens ist die Synchronisation der Kommunikation. Indem der Gesprächspartner das Gesagte mit eigenen Worten zusammenfasst, stimmt er die Kommunikation aufeinander ab. Die Kommunikation erschöpft sich nicht im Austausch von Worten. Jedes Wort hat eine Konnotation. Es ist die Bedeutung, die dem Wort einen Sinn gibt. Die Bedeutung ergibt sich aus der Wirklichkeit 2. Grades (Watzlawick). Diese Wirklichkeit entspricht dem individuellen Persönlichkeitsprofil und hat höchstpersönliche Elemente, die der Gesprächspartner nicht kennen kann. Durch die Paraphrase und das Verbalisieren, deckt der Zuhörer das Verstandene auf und es wird möglich, die Bedeutung zu erhellen bzw. die Wirklichkeit 2. Grades aufzudecken und abzustimmen.

Reflexion

Das Loopen wirkt wie ein Ausbremsen. Statt weiterführende Fragen zu stellen, wird das Gesagte nochmals in der Raum gestellt („durchgekaut“). Streit kann da gar nicht so richtig aufkommen, weil Streiten zum Beschleunigen neigt. Die Rückmeldung ist insoweit (bezogen auf das Streiten) kontraproduktiv. Sie ist bezogen auf das Einigwerden also produktiv.

Verankern

Oft beobachte ich in Trainings, dass die Paraphrase „geschlabbert“ wird. Statt dessen stürzt sich der Zuhörer in weiterführende Fragen. Er begibt sich damit der Rolle des Zuhörers und wird zum Interviewer. Die Fragen fallen dementsprechend aus. Bei einem guten Paraphrasieren erübrigen sich Fragen oft. Die Gesprächspartner werden inspiriert und führen das Gespräch selbständig fort, ohne dass es einer Frage bedarf. Das hat folgenden Hintergrund: Die Paraphrase gibt dem Gesprächspartner einen Spiegel, der seine Außenwahrnehmung anspricht also besser wahrgenommen werden kann. Das Loopen unterstützt deshalb die Eigenwahrnehmung. Damit es eine Eigenwahrnehmung bleibt, ist die Bestätigung, dass richtig verstanden wurde unerlässlich. Dann passiert folgendes: Die Bestätigung zwingt den Gesprächspartner nochmals zum Nachdenken über das, was er gerade gesagt hat. Der Gedanke kommt in sein Gehirn und kann sich dort einnisten. Dadurch kann der nächste Gedanke auf diesem aufbauen. Es ist ein wichtiger Effekt des Loopens, gedankliche Schritte in kleinen Einheiten festzuschreiben, damit sich Gedanken konsistent und stimmig entwickeln können. Diesen Effekt nutzt vor allem die transformative Mediation.

Interpunktion

Es wäre ein Trugschluss zu glauben, Kommunikation sei nur der Austausch von Informationen. Eine mir gefallende Definition heisst: Kommunikation ist die Anleitung zur Rekonstruktion von Wirklichkeiten. Aber diese Definition geht – bei genauem Hinsehen – nicht weit genug. In einer systemischen Sicht wird Kommunikation wie folgt definiert:

Kommunikation ist im systemtheoretischen Sinne weder Informationsübertragung noch Verständigungshandeln. Kommunikation ist vielmehr die kontingente Verknüpfung der drei selbst höchst kontingenten Selektionen Information, Mitteilung und Verstehen. (Zitat aus Glauben, Zweifeln, Staunen: Wahrheit in der Mediation, Theodor M. Bartmann)

Kommunikation ist Freiheit – zumindest könnte sie so verstanden sein. Es ist die Freiheit, sich verständlich zu machen. In der normalen gesunden und alltäglichen Kommunikation (lineare Kommunikation) ist es aber nicht der Sender, der die Bedeutung des Gesagten festschreibt. Es ist der Empfänger der Nachricht.

Nicht der Sprecher, der Information und Mitteilung auswählt, sondern der Hörer, der sein Verstehen an der mitgeteilten Information anschließt, entscheidet mit seiner Anschlusskommunikation über Sinn und Bedeutung eines Kommunikationsangebots. (Zitat aus Glauben, Zweifeln, Staunen: Wahrheit in der Mediation Theodor M. Bartmann)

Die Interpunktion einer linearen Kommunikation sieht grafisch wie folgt aus:

Bei der linearen Kommunikation führt der Informationsempfänger den Gedanken fort (es ist aber sein Gedanke, den er fortführt!!!) und dies ergibt wieder eine Reaktion des anderen Gesprächspartners, der den neuen Gedanken wiederum als dessen Gedanken fortführt. Damit verläuft die gesunde Kommunikation chaotisch. Wo die Gedanken gleich gerichtet sind, ist das unproblematisch. Wo sie konflikbelastet sind, also in divergierende Richtungen gehen, ist das problematisch. Daraus entsteht mit der Konflikteskalation gerne eine zirkuläre Kommunikation. Alles dreht sich im Kreis, man kommt nicht weiter.

Mit dem Loopen erreichen wir jetzt, dass die lineare Kommunikation unterbrochen wird. Nicht der Zuhörer führt den nächsten Gedanken ein, sondern der Sprecher. Somit bleibt die gedankliche Hoheit bei dem Sender der Information. Grafisch lässt sich das wie folgt darstellen:

Mit der Rückmeldung (wenn sie korrekt ausgeführt wird) verändert sich also die Interpunktion in der Kommunikation. Um diesen Effekt nicht zu stören, ist es wichtig, dass:

  • der Zuhörer (Looper) keine Information einbringt, die nicht vom Sprecher eingebracht wurde
  • keine weiterführenden, sondern reflektierende (zurückbeziehende) Fragen gestellt werden

Gewichten

Es  gibt noch einen weiteren Effekt, den man mit dem Loopen herbeiführen kann, wenn man es beherrscht. Indem der Zuhörer bei der Rückmeldung die Information gewichtet und zuordnet hilft er dem Sprecher, seine Gedanken zu sortieren und zu kategorisieren. Indem der Zuhörer mit dem Loopen die Qualität und Zugehörigkeit zurückmeldet, kann er die Gedanken und Informationen für den weiteren Verlauf des Gespräches gliedern. Dann sieht die Rückmeldung etwa wie folgt aus:

„Sie erwähnten folgende Fakten ….. daraus schließen Sie dass ….. damit sprechen Sie folgende Emotionen an …. Die Aussage bezieht sich auf Ihre Beziehung zu Ihrer Frau als Paar, nicht auf die Elternbeziehung. Ist das so korrekt?“

Aktives Zuhören

Das Loopen wird oft mit dem aktiven Zuhören verwechselt und gleich gesetzt. Das ist aber nicht zutreffend. Aktives zuhören bedeutet nicht mehr, als dass der Zuhörer aufmerksam ist und diese Aufmerksamkeit zurückmeldet, so dass der Gesprächspartner wahrnehmen kann, dass ihm zugehört wird.  Sie kennen sicher die Kommunikationsformeln:

  • Wer argumentiert verliert
  • Wer fragt der führt
  • Wer zuhört leitet

Ich bin mir nicht sicher ob „Leiten“ zur Mediation passt. Wie wäre es mit:

  • Wer loopt ermöglicht

Das Loopen ermöglicht es dem Sprecher seine Gedanken zu reflektieren und in kleinen Schritten aufzubauen. Wir neigen dazu, den Anderen überzeugen zu wollen. Wir haben die Sorge, wenn er seine Gedanken eigenständig und nicht beeinflusst entwickelt, dann kommt da etwas heraus, was man besonders bei Verhandlungen nicht haben will. Die Sorge ist aber unbegründet. Denn wenn man die Fakten klärt und die Gedanken darauf aufbauend konsistent und schlüssig fortführt, dann sollte auch das Ergebnis nicht nur nachvollziehbar sondern auch stimmig sein.

Anwendung

Bei der integrierten Mediation spielt das Loopen eine ganz entscheidende Rolle. Richtig ausgeführt bewirkt der Zuhörer dass sich ein Gespräch auch ausserhalb der Mediation in die Bahnen eines meditativen Erkenntnisprozesses lenken lässt (siehe zB Killerphrasen und Mediation von hinten).