Angekündigt war Deutschland größtes Scheidungsevent 2015. Im Nachgang wurde aus dem größten Scheidungsevent Deutschlands erste Scheidungsveranstaltung am 18. April 2015 in Dortmund. Viele Medienvertreter, nicht so viele Besucher lautet das Resümee der Veranstalter. Weiter wird ausgeführt, dass das Thema Trennung, Scheidung und Neustart in Deutschland noch mit vielen Vorurteilen und Tabus behaftet sei.

Der Veranstalter möchte die Vorurteile und Tabus hinsichtlich der Scheidung abgebaut wissen und dran arbeiten. Vorurteile und Tabus abzubauen ist immer gut. Dass daran gearbeitet wird, die Scheidung als Normalität in der heutigen Gesellschaft zu sehen, ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn die Scheidung Normalität wird, ist die Ehe nichts mehr wert. Immerhin wird die Ehe gem § 1353 auf Lebenszeit geschlossen. Wenn die Scheidung Normalität ist, wird diese Vorschrift unnormal. Sie ist – zumindest bei einer Ehe mit Kindern – auch irreführend, wenn der Beitrag „gleichgestellte Väter“ beispielsweise ausführt, dass Scheidungen besser vermieden werden und dass man bevor man heiratet tatsächlich die Lebenszeit der Ehe ins Kalkül zieht.

Man muss die Scheidung nicht verteufeln. nachlegen muss man sie aber auch nicht. Was für die Eheschließung gilt, sollte auch für due Scheidung gelten: „Drum prüfe, wer sich ewig scheidet“. Mediatoren erleben nicht selten, dass die Eheleute nach der Trennung in der Mediation oft erkennen, dass die Scheidung bei einer verbesserten Kommunikation zu vermeiden ist. Die Wiedervereinigungsquote bei Trennungsmediationen ist demzufolge recht hoch und wird mit 33% angegeben. Diese Erfahrung spricht dafür, ein behutsames Vorgehen eher nahezulegen als die Scheidung, was in der Sprache der Mediation eine Lösung wäre.

Interessant ist in dem Zusammenhang übrigens, dass der Gesetzgeber eine Mediation gem § 135 FamFG für alle Folgeeschen nahelegt, nicht aber für die Frage der Scheidung selbst. Sagt er damit etwas über die Mediation aus oder über die Scheidung? Fest steht jedenfalls, dass eine Mediation zur Frage der Trennung ja oder nein möglich und sogar sinnvoll ist und dass die Frage der Scheidung auch beim Vorliegen eines Scheidungsantrages durchaus nicht zwingend ist.

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