Integrierte Mediation Frankreich

in-mediation Frankreich – Entwurf für Text der Website

Wenn Streithähne nach Lösungen suchen

Viele Leute in Deutschland (und nicht nur dort) meinen, Franzosen seien Streithähne – mit dem gallischen Gockel Symbol -, individualistische Egoisten. Lieblingsbeschäftigung: Streiken und Demonstrieren. Mit Franzosen sei es unmöglich, in Ruhe miteinander zu sprechen, Konflikte am Verhandlungstisch zu klären und so im Konsens zu einem Ergebnis zu kommen. Und in der Tat, im französischen Alltag eskalieren Streitigkeiten schnell, man wird rasch laut, heftig, aggressiv – gar nicht so sehr, um recht zu haben, sondern um sich durchzusetzen, um der Stärkere zu sein.

Eigentlich keine gute Umgebung für Mediation, die ja gerade das gemeinsame Suchen nach Lösungen bedeutet. Sollte man meinen.

Was viele Leute nicht wissen – „la médiation“ hat in Frankreich durchaus Tradition. Der rechtliche Rahmen für Mediationsverfahren datiert aus dem Jahr 1995 und damit etliche Jahre vor den ersten europarechtlichen und deutschen Mediations-Regelungen. Für bestimmte Mediationsarten – etwa in Familiensachen – gibt es Aus- und Fortbildungsstandards der Mediatoren, und in zahlreichen Feldern (Individual- und vor allem Kollektiv-Arbeitsrecht; Bearbeitung von großen Sozial- und Tarifkonflikten) hat die Mediation ihren festen Platz, und allmählich beginnt sie sich auch im Wirtschaftsleben zu etablieren („médiation conventionelle“).

Aber: In praktisch allen Fällen ist dies eine „top-down“-Mediation: vom Gericht angeordnet oder zumindest angeregt („médiation judiciare“), unter Beteiligung von Mediatoren, die durch ein Gericht zugelassen sind, nach vorgegebenen Regeln und zum Teil mit festgesetzten Tarifen. Entsprechend haben sich die derzeit geschätzt 800 – 1000 aktiven Mediatoren in Verbänden organisiert, die wieder ihre eigenen Verfahrensordnungen erlassen haben.

Wo ist da Raum und Platz für in-mediation, für die integrierte Mediation, die in erster Linie für eine Philosophie steht; für eine Kompetenz, die dazu beiträgt, das Miteinander konstruktiv zu gestalten?

Wir glauben, dass es diesen Raum gibt, auch im Land der (Streit-)Hähne. Dieser reizvollen Aufgabe möchte sich die neu gegründete französische Gruppe „in-médiation France“ stellen: Mediative Elemente und Haltungen hineintragen in die Gerichts-, Verhandlungs- und Streitkultur, in den Umgang miteinander – und das gar nicht im Widerspruch zu „typisch französischen“ Werte- und Verhaltensnormen, sondern darauf basierend: auf Werten wie Freiheit, Toleranz, Originalität und persönlicher Entwicklung. Wir werden zunächst den Austausch mit „klassischen“ Mediatoren suchen, um dann, manchmal allein, manchmal gemeinsam, neue Mediations-Wege zu entdecken.

Alle, die im Bereich „Mediation“ arbeiten oder arbeiten wollen, sei es in Frankreich selbst oder mit einem Bezug zur Grande Nation, sind herzlich eingeladen, dabei zu sein.

Kontakt: Dr. Dorothea Seckler LL.M, 1 carrefour de l’Odéon, 75006 Paris,