Verfahren, Methoden, Techniken

mediator-toolboxDie Begrifflichkeiten sind uneinheitlich. Selbst die Mediation wird einmal als Methode und einmal als ein Verfahren definiert. Inzwischen gibt es eine Legaldefinition, die die Mediation als ein Verfahren beschreibt. Trotzdem meint der Gesetzgeber, der Güterichter beispielsweise solle die Methode der Mediation anwenden. Berücksichtigt man, dass der Gesetzgeber selbst die Mediation zuvor als Methode definiert hat (so die Begründung zum Rechtsdienstleistungsgesetz), dann erscheint die Abgrenzung Verfahren und Methode nicht mehr zu sein als die Etikettierung desselben. Die Qualifizierung der Begrifflichkeiten ist für die Beurteilung der Frage relevant,  ob es sich bei dem Vorgehen um eine Mediation handeln kann oder nicht. Der Integrierten Mediation wurde beispielsweise vorgehalten, sie sei keine Mediation, weil sie nur die Anwendung mediativer Techniken außerhalb der Mediation beschreibe. Wer das denkt, der weiß nichts von der integrierten Mediation. Die Irritationen zeigen jedoch, dass eine Klärung dringend erforderlich ist. Die integrierte Mediation unterscheidet Verfahren, Methoden und Techniken in ihrer Systematik. Einem Wissenschaftler mag das spanisch vorkommen, denn Verfahren und Methoden sind fast dasselbe. Beide Begriffe beschreiben, wie man zu einem Ziel gelangt. Symptomatisch ist auch, dass der Gesetzgeber noch in der Begründung zum Rechtsdienstleistungsgesetz die Mediation als eine Methode definiert hat. Seit dem Mediationsgesetz hat die Unterscheidung eine rechtserhebliche Bedeutung. Der Mediator wendet das Verfahren an, der Güterichter die Methode. Der Unterschied: In einem Fall ist das Mediationsgesetz anwendbar, im anderen nicht.

Die Im sieht Verfahren als Container, die ein Set an Möglichkeiten zur Verfügung stellen. Oft lassen die Verfahren (besonders wenn es um die Kommunikation geht) weitere methodische Werkzeuge zu. In keiner ZPO (Zivilprozessordnung) der Welt steht z.B. wie der Richter mit den Parteien zu kommunizieren hat und was er zu denken hat. Das öffnet der methodischen Anwendung der Mediation einen großen Raum, den die IM auszuschöpfen weiß.

Die Annahme, dass Techniken der Mediation außerhalb des Verfahrens oder der Methodik mediative Effekte erzielt ist unzutreffend. Das Verstehen des Gegners (also das aktive Zuhören wenn ein Gegner spricht) ist auch eine Kriegsstrategie. Die Verwendung der Technik ergibt sich also aus der Methode und die Zielsetzung aus dem Verfahren.

Das faszinierende in der Mediation ist, das alle Werkzeuge bzw. alle Elemente des Verfahrens wie ein Mosaik zusammenzuführen sind, damit die Mediation aus sich selbst heraus wirken kann.

Der Werkzeugkoffer des Mediators

Jeder Mediator wird diejenigen Werkzeuge vorzugsweise benutzen, die er von seinem Ursprungsberuf her kennt. Dem Psychologen wird das für Juristen chaotisch anmutende assoziative denken näher liegen. Er wird vorzugsweise also diejenigen Werkzeuge nutzen, die diesem Denken entsprechen. Der Jurist wird die Struktur suchen und ein Denken bevorzugen, das der Subsumtion nahe kommt. Ein Kunsttherapeut wird die in seinem Beruf vorkommenden Werkzeuge einsetzen. Auf diese Weise wird der Werkzeugkoffer des Mediators unendlich groß. Die Mediation gibt nicht zwingend Werkzeuge vor. Allerdings beschreibt sie, wie die Werkzeuge einzusetzen sind. Allerdings gibt es eine Gemeinsamkeit, einen Basissatz an Werkzeugen, die jeder Mediator kennen muss und beherrschen sollte.

1) Haltung: Empathie, Akzeptanz, Authentizität
Neutralität, Allparteilichkeit

2) Prinzipien: Freiwilligkeit, Eigenverantwortlichkeit, Allparteilichkeit, Offenheit, Informiertheit, Vertraulichkeit

3) Struktur: Kommunikationsmodell des nicht entscheidenden Dritten
Phasenlogik

4) Methodik: Verstehen, Vermitteln, Verhandeln
Window 1/ Window 2

5) Techniken: Gesprächstechniken: Aktives Zuhören, Erklären, Fokussieren, Fragen (Direkte Fragen, Echofragen, hypothetische Fragen, offene Fragen, reflexive Fragen, strategische Fragen, zirkuläre Fragen), Gewaltfreie Kommunikation, Ich-Botschaften herauslesen, Loopen, Normalisieren, Paraphrasieren, Partialisieren, Umwidmen, Überhören, Übersetzen, Verbalisieren, Wiederholen, Zusammenfassen, Verhandlungstechniken, Anchoring, Einzelgespräche, Kommunikationsregeln vereinbaren, Metakommunikation, Moderation, Reduktion auf verhandelbare Fakten, Rollentausch, Setting, Transparenz herstellen, Trennung Sache und Person, Vereinbarung von Kommunikationsregeln, Zielvereinbarung

Kreativ- und Assoziationstechniken: Ausweitung des Verhandlungs- und Lösungsraums, Brainstorming (Brainwriting bzw. –walking), Mind-Mapping, Visualisierung, Wortbilder,

Konflikttechniken: Doppeln, Fragetechniken, Imaginationen (Leerer Stuhl, undurchdringliche Wand), Normalisieren, Paradoxe Intervention, Perspektivenwechsel, Positiv Umformulieren, Reframing, Spiegeln,  Selbstbild – Fremdbild – Konfrontation, Visualisierung, Wortbilder / Metaphern,

Tabu-Techniken (Bitte neicht verwenden): Argumentieren, Falsche Ich-Botschaften, Verbotene Fragen

6) Setting: Runder Tisch, Kaffee, Taschentücher,

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