Vertrauen auf die Autonomie der Bürger
4. internationaler Kongress integrierte Mediation

Koblenz, 17. November 2008 – Die Mediation lebt von der Autonomie. Dies wurde auf dem 4. internationalen Kongress integrierte Mediation sehr deutlich, der am 31.10 und 1.11. in Koblenz stattfand. Die Mediation ist kein justizförmiges Verfahren und sie sollte auch nicht ein solches werden. Das etwas provozierende Tagungsthema „Mediation richten“ mündete in die Frage: Wieviel Recht verträgt die Mediation? Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Mediation eher anzurichten als hinzurichten sei und zeigten sich am Ende hoch zufrieden mit den Ergebnissen. „Das war einer der besten Kongresse, die wir je besucht haben!“ lautete der Tenor der mehr als 85 Teilnehmer, die mitunter sehr lange Anfahrten aus dem europäischen Ausland in Kauf genommen hatten, um an dem Kongress „Mediation richten“ in Koblenz teilzunehmen.

Koblenz, die Stadt wo Mosel und Rhein zusammenfließen, hat auch in der Mediation ein Zusammenkommen ermöglicht. Nach der Begrüßung durch Arthur Trossen, dem Vorsitzenden des Verbandes integrierte Mediation und Grußworten von Dr. Eberhard Schulte-Wissermann, dem Oberbürgermeister der Stadt ebenso sowie von Matthias Weckerling dem Direktor der Stiftung für internationale Zusammenarbeit, berichtete Herr Ralf
Bartz, der Präsident des Oberlandesgerichts in Koblenz, über das Rheinland-Pfälzische Justizprojekt „Integrierte Mediation in Familiensachen“, welches von dem hier ansässigen Oberlandesgericht aus betreut wurde. Prof. Dr. Neuert (Kufstein), der das Projekt evaluiert, präsentierte erste Ergebnisse, nach denen – bei aller wissenschaftlichen Vorsicht – schon jetzt ein Trend zu einer besseren Verhandlungsqualität bei einem Rückgang an gerichtlichen Folgesachen erkennbar sei. Das Projekt war erfolgreich verlaufen. Praktiker, wie Rechtsanwalt Ralf Käppele (Altenkirchen), Rechtsanwalt und Mediator Werner Schieferstein (Frankfurt), der Direktor des Amtsgerichts, Norbert Kreten (Daun) und der Direktor des Amtsgerichts Dr. Manfred Grüter (Saarburg), letztere beide als Familienrichter, legten die Verfahrensweise der integrierten Mediation in Familiensachen in anschaulichen Vorträgen nahe. Frau Dr. Margot Klinkner von der Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen – ZFH skizzierte die neuen Herausforderungen für die Ausbildung von Mediatoren am Beispiel eines berufsbegleitenden Fernstudiums, welches die ZFH in Koblenz in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt seit vier Jahren anbietet. Integrierte Mediation beschreibt die Verfahrensweise, die sich ergibt, wenn der in der Sache entscheidende Richter die Parteien unter dem Einsatz mediativer Elemente unterstützt, den Konflikt nach Möglichkeit mit eigenen Ressourcen zu lösen.

Der Staatsminister aus Rheinland-Pfalz, Dr. Heinz-Georg Bamberger berichtete,
dass es in Rheinland Pfalz ab 2009 flächendeckend in jedem Gericht einen
Gerichtsmediator geben werde. Dies sei ergänzend zu der Möglichkeit des integrierten
Mediierens geplant. Bei der so genannten gerichtsinternen Mediation fungiert
ein in der Sache nicht entscheidungsbefugter Richter als Mediator. Prof. Dr. Greger von der Universität Erlangen erläuterte den rechtlichen Hintergrund der Fälle einer gerichtlichen Mediation. Er läutete so die Diskussion zur Frage ein, wo die rechtlichen oder faktischen Grenzen einer Gerichtsmediation zu finden seien. Die Zusammenstellung der
Experten dieses Kongresses erlaubte es, auch international nahezu alle Varianten
der Gerichtsmediation zu beleuchten und zur Diskussion zustellen. Mediatoren wie
Prof. Dr. Thomas Trenczek (Hannover), Güterichter wie Frau Vorsitzende Richterin am
Landgericht, Harriet Weber (München), aber auch eine Reihe von Mediatoren und Richtern aus dem europäischen Ausland, kamen zu Wort. Vermittels Videotechnik konnte sogar ein weltweit umspannender Blick bis nach Australien ermöglicht werden, von wo aus Frau Prof. Dr. Nadja Alexander über die Unterschiedlichkeit des die Mediation jeweils beeinflussenden continental and common law Systems berichtete. In der den Kongress abrundenden Diskussion der so genannten Mediationsw(a)eisen war man sich einig, dass eine gesetzliche Regelung nicht willkommen sei. Die beste Lösung für ein autonomes Verfahren sei nicht dessen Verrechtlichung, sondern die Achtung und der Respekt der Autonomie
der Verfahrensbeteiligten, mithin also der Bürger.

Über integrierte Mediation e.V.
Der Verein wurde im Jahre 2001 in Altenkirchen gegründet. Seine Zielsetzung ist die Verbreitung und die Erforschung einer Mediation, die sich nicht nur als alternatives Verfahren neben der gerichtlichen Konfliktbewältigung anbietet, sondern die sich in die lebendigen Prozesse der Konfliktbewältigung integriert. Der Verein ist gemeinnützig. Er ist international in Deutschland, Österreich und der Schweiz positioniert.
Verfasser der Pressemitteilung ist: Arthur Trossen.
Weitere Fotos und presserelevante Informationen finden Sie unter
https://www.in-mediation.eu dort unter Aktuell.

Über die ZFH:
Die 1995 gegründete Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen (ZFH) mit Sitz in Koblenz ist eine wissenschaftliche Einrichtung der Länder Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen. Die ZFH fördert die Entwicklung und Durchführung von Fernstudien in diesen Bundesländern und arbeitet dazu mit 13 Fach­hochschulen zusammen. Das Angebotsspektrum erstreckt sich auf aktuell 16 Fernstudienangebote betriebswirtschaftlicher, technischer und sozialwissenschaftlicher Fachrichtungen, die als Studiengänge oder auch in Form ausgewählter Module belegt werden können. Die Abschlüsse reichen von Hochschulzertifikaten über Diplomabschlüsse bis hin zu international anerkannten Bachelor- und Master-Titeln. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ZFH unterstützen die Hochschulen bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Durchführung der Fernstudiengänge, sind für die Pflege und Distribution des Studienmaterials zuständig und beraten Interessenten rund um das Fernstudium.

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