Die klinische Psychologie für Kinder, Jugendliche, Paare und Familien der Universität Zürich hat eine sehr hilfreiche Broschüre ins Netz gestellt, in der alle wichtigen Aspekte zum Thema Elternstreit und Kindeswohl allgemeinverständlich auf 26 Seiten dargelegt werden.

Am Ende finden sich auch jede Menge Literaturempfehlungen für diejenigen, die tiefer in die Materie einsteigen möchten. Für Eilige sollen im Folgenden die wichtigsten Eckpunkte dieser Schrift kurz zusammengefasst werden.

Konflikte kommen in jedem menschlichen Zusammenleben vor. Werden sie konstruktiv gelöst, wird die emotionale Sicherheit der Kinder nicht gefährdet, im Gegenteil, sie lernen sogar eine Lektion fürs Leben. Anders sieht das bei destruktiven Konflikten aus, bei denen die Kinder unter Loyalitätskonflikten, Verwirrung, Angst und Schuldgefühlen leiden. Die Autoren unterscheiden dabei in einen offen-aggressiven Konfliktstil mit Beschimpfungen und Drohungen bis hin zu physischer Gewalt und in einen passiv-aggressiven Konfliktstil, der von Vermeidungsverhalten und Rückzug geprägt ist. Das innere Gleichgewicht der Kinder wird durch beide Formen gestört, was zu Verhaltensauffälligkeiten führen kann. Die Emotionen werden dabei entweder nach innen gerichtet, was Depressionen zur Folge haben kann, oder nach außen  ausgelebt, was zu Aggressionen, Impulsivität, hyperaktivem Verhalten, u.v.m. führen kann. Pflegen die Eltern einen offen-aggressiven Konfliktstil, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch die Kinder ihre Emotionen nach außen richten, beim passiv-aggressiven Konfliktstil richten auch die Kinder ihre Gefühle mit autoaggressiven Tendenzen eher nach innen. Die Probleme von Kindern, die auf diese Weise reagieren, werden besonders leicht übersehen und oft erst in einem Stadium bemerkt, in dem das Geschehen bereits weit fortgeschritten ist.

Je nach Alter haben Paarkonflikte eine unterschiedliche Bedeutung für Kinder. Kleinkinder brauchen sehr viel Zuwendung, sie leiden in erster Linie darunter, dass sich streitende Eltern ihnen diese weniger bieten können. Kinder mittleren Alters neigen dazu, sich die Schuld am Streit der Eltern zu geben, weil sie die Konfliktursachen noch nicht verstehen können. Teenager leiden eher darunter, zu Hause keinen emotionalen Halt zu finden. Da für die Jugendlichen Partnerschaft ein wichtiges Thema ist, wirkt es sich außerdem negativ für sie aus, in der Elternbeziehung kein Vorbild zu finden.

Bei Kindern aus Scheidungsfamilien treten gehäuft Verhaltensauffälligkeiten auf. Dies liegt aber weniger an der Scheidung an sich als an den jahrelangen Elternkonflikten, denen die Kinder bereits zuvor ausgesetzt waren. Meist gehen die Verhaltensauffälligkeiten ca. zwei Jahre nach der Scheidung zurück. Kinder aus „intakten“ Familien mit einem hohen Konfliktniveau geht es schlechter als Scheidungskindern. Ständige destruktive Konflikte der Eltern sind für Kinder schädlicher als die Scheidung selbst. Dies gilt allerdings nur, wenn die Eltern sich nach der Scheidung darum bemühen, angemessen miteinander zu kommunizieren. Dauern die Konflikte an, kehrt die emotionale Stabilität und Sicherheit nicht zurück, die für die kindliche Entwicklung so wichtig ist.

Besonders nachteilig verhalten Eltern sich, wenn ein Kind als Verbündeter in den Streit mit hineingezogen oder der andere Elternteil dem Kind gegenüber schlecht gemacht wird. Kinder fühlen sich beiden Elternteilen verbunden. Negativ ist auch, wenn die emotionale Nähe, die sich bei den Partnern verringert hat, nun bei den Kindern gesucht wird. Grundsätzlich sollte man Kinder über den Ausgang eines Streits aufklären. Sie beobachten ihre Eltern genau und leiden unter der Ungewissheit. Im Fall einer Trennung sollte man den Kindern in einer altersgerechten Sprache erklären, wie es weiter geht. Wenn es traurig ist, ist es wichtig, sich dem Kind zuzuwenden und es auch in schwierigen Gefühlen zu unterstützen. Dabei ist es nötig, möglichst eigene Sorgen, Ängste und Traurigkeit beiseitezulegen. Entscheidend für einen hilfreichen Umgang mit den Kindern ist also die Fähigkeit der Eltern, die eigenen Gefühle zu regulieren. Und genau hier kann die Mediation ansetzen.