Die Lehre der Integrierten Mediation

Von der Idee über die Forschung zur Lehre

Angefangen hat alles im in. den 90-er Jahren, als Arthur Trossen, Eberhard Kempf und Ralf Käppele sich überlegten wie mit hoch eskalierten Konflikten in Familienangelegenheiten umzugehen ist. Arthur war Richter. Er merkte, dass das Recht in Familiensachen zwar einen Streit beenden kann, nicht aber einen Konflikt. Also suchten der Richter, der Anwalt und der Psychologe nach Wegen und Methoden, wie diese Konflikte beizulegen sind. Was lag näher als die Mediation?

Keine der Parteien wäre bereit gewesen, zu einem Mediator zu gehen. Also experimentierte der Richter, ob und wie die Mediation im Gerichtsverfahren zu integrieren ist. Er war erfolgreich. Es gelang, die Parteien selbst in hoch eskalierten Konflikten, nicht nur zu einem Einvernehmen zu gelangen, sondern auch den Konflikt zu überwinden. Die Idee war geboren. Sie wurde Integrierte Mediation genannt.

Warum nicht die Kompetenz der Mediation nach vorne stellen anstatt das Verfahren?

So verstehen wir uns

Anfangs mussten wir uns mit dem Argument auseinandersetzen, dass eine Mediation nur von einem Mediator in einem Mediationsverfahren durchgeführt werden könne. Das trifft zu, wenn die Mediation nur das Mediationsverfahren meint. Für uns ist die Mediation aber nicht auf das Verfahren reduziert. Was aber ist sie genau? Mit der Zeit und nach eingehender Forschung haben wir die Mediation mehr und mehr als einen Erkenntnisprozess beschreiben können, der ein eigenwilliges Denken einsetzt, um alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, die es den Parteien verwehren, selbst eine Lösung zu finden. Der Schlüssel liegt also im Dekan oder in der Art, wie Menschen mit Informationen umgehen. Im Mittelpunkt steht das Verstehen. Wir definieren die Mediation deshalb als einen Prozess der Verstehensvermittlung, Verstehen ist überall möglich, wenn man weiß, welche Hindernisse dem Verstehensprozess im Wege stehen und wie sie auszuräumen oder zu umgehen sind. Für uns hat sich deshalb der Leitsatz herausgebildet, dass die Mediation in erster Linie eine Philosophie oder Denkweise ist, bet der das Mediationsverfahren selbst nur einen von vielen möglichen Anwendungsfällen darstellt.

Die Mediation führt in eine Auseinandersetzung ohne Streit

Mediation ist anders

Die Mediation wird oft als ein konstruktives und emphatisches Verhandeln beschrieben. Das macht sie aber nicht zu etwas Besonderem. Das emphatische Zuhören ist keine Erfindung der Mediation. Der Hinweis auf ein konstruktives Verhandeln zeigt vor allem nicht den Unterschied zu anderen Verhandlungsformen und Verfahren. Wegen der historischen Notwendigkeit, die Integrierte Mediation gegen die konventionelle Vorstellung von dem, was Mediation ist, abzugrenzen, haben wir versucht, die Wesensmerkmale der Mediation herauszuarbeiten und zu erkennen, welche funktionale Logik sich hinter dem Prozess verbirgt. Forschungen haben zu der von Arthur Trossen entwickelten kognitiven Mediationstheorie geführt. Mit ihr lässt sich eine Systematik der Mediation beschreiben, in die alle Varianten der Mediationen eingeordnet werden können. Ausgehend vom Mediationsverständnis unterscheidet sie verschiedene Mediationskonzepte, Mediationsmodelle, Mediationsformen, Anwendungsfelder und Mediationsstile. Wir identifizieren eine Logik, die alle Komponenten der Mediation benennt und zusammenführt. Sie gehen weit über die Phasenabwicklung hinaus. Aus der Mediationslogik ergibt sich ein typischer Gedankengang mit einem auf den Nutzen gerichteten Fokus, der die Integrierte Mediation nicht nur gegenüber anderen Verfahren so einzigartig macht, sondern auch gegenüber herkömmlichen Mediationen.

Die integrierte Mediation konkretisiert somit das Mediationsverständnis in einem wissenschaftsbasierten Mediationskonzept. Mit dieser Ausprägung können alle Varianten der Mediation systematisch erfasst und eingebunden werden. Im Vordergrund steht nicht das Verfahren der Mediation, sondern ihre dahinter verborgene Kompetenz. Sie erschöpft sich nicht in einem konstruktiven Dialog mit empathischen Fähigkeiten, wie die Mediation oft beschrieben wird. Die Integrierte Mediation geht weit darüber hinaus, indem sie weiß, wie die zur Lösung führenden Erkenntnisse zu vermitteln und die Lösungshindernisse zu überwinden sind. Aus diesem Wissen ergibt sich ein tiefgehendes Verständnis der Mediation, das sich auf ihre Qualität auswirkt und ihren Anwendungsradius weit über die konventionelle Anwendung hinaus erweitert.

Kann ich das lernen?

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